FAQ
Wie ist die Wohnsituation in Ungarn im Vergleich zu deutschsprachigen Ländern?

Der folgende Artikel zeigt die erstaunlichen Unterschiede zwischen deutschprechenden Ländern (DACH) und Ungarn und gibt einen Einblick in die in den letzten Jahren gegenläufige Entwicklung der DACH Länder im Vergleich zu Ungarn.
Ungarn ist im Vergleich zur DACH Region ein klassisches Land für Eigentum und Hausbesitz. Die Entwicklung der Wohnsituation hat sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert, wie man an sich drastisch verbesserten Indikatoren wie überfüllter Wohnraum oder unterbelegter Wohnraum erkennen kann.1
Auf Basis des vorliegenden statistischen Materials scheint es, als ob die ungarische Regierung in Bezug auf Wohn- und Familienpolitik einiges richtig gemacht hat und mit dem Setzen entsprechender Anreize und Förderungen klare Trends zu besseren Wohnverhältnissen auf den Weg gebracht hat.
Eigentum oder Miete |
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Haus oder Wohnung |
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Haushaltsgrösse und Lebensqualität |
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Eigentum oder Miete?
Während in Deutschland und Österreich etwa die Hälfte Eigentum besitzt und die Hälfte mietet, liegt der Eigentumsanteil in der Schweiz noch etwas tiefer. In Ungarn hingegen ist der Eigentumsanteil mit 91.3% einer der höchsten in der EU. Nur in der Slowakei und in Rumänien ist der Eigentumsanteil höher. Deutschland ist mit dem Eigentumsanteil übrigens Schlusslicht in der EU.
Werte in % 2020 | Eigentum | Miete |
Schweiz | 42.3 | 57.7 |
Deutschland | 50.5 | 49.5 |
Österreich | 55.3 | 44.7 |
Ungarn | 91.3 | 8.7 |
Die Verteilung ist aufgrund der historisch stärker ländlich geprägten Struktur Ungarns tendenziell zu erwarten, zeigt aber auch die Schwäche in der systematischen Eigentumsbildung in den vermeintlich höher entwickelten Volkswirtschaften.
So verwundert es auch nicht, dass die Nachfrage von Auswanderern nach Häuser und Wohnungen mieten in Ungarn auf ein geringes Angebot stösst. Mieten ist historisch in Ungarn mit Ausnahme von Ballungszentren einfach nicht der klassische Fall.
Haus oder Wohnung?
Bei der Verteilung der Wohnart ergibt sich ein ähnliches Bild. Während in der Schweiz nur gut ein Drittel in einem Haus wohnen und zwei Drittel in Wohnungen, ist die Quote für Häuser in Ungarn mit nahezu zwei Drittel im Vergleich zu Wohnungen in Ungarn fast umgekehrt.
Werte in % 2020 | Haus | Wohnung |
Schweiz | 34.1 | 64.1 |
Deutschland | 41 | 63.3 |
Österreich | 53.1 | 46.3 |
Ungarn | 72.9 | 26.5 |
Haushaltsgrösse und Lebensqualität
Herangezogen zur Bestimmung und Beschreibung der Lebensqualität wird statistisch die Zimmeranzahl pro Person, die Anzahl Personen im Haushalt(HH) sowie die Quote überfüllter Haushalte und unterbelegter Haushalte. Dass die Statistik etwas hinkt wird schon dadurch deutlich, dass die Zimmeranzahl keine Aussage zur Grösse der Zimmer und qualitativem Ausbau der Zimmer macht. So zeigen zwar einige dieser Indikatoren Unterschiede in der Anzahl, sind jedoch auch mit etwas Vorsicht zu interpretieren und entwickeln nur in Kombination mit anderen Messgrössen ihre Aussagekraft.
Werte in % 2020 | Zimmer pro Person |
Personen pro HH |
Schweiz | 1.8 | 2.2 |
Deutschland | 1.8 | 2.0 |
Österreich | 1.6 | 2.2 |
Ungarn | 1.5 | 2.3 |
Werte in % 2020 | Quote über- füllter HH |
Quote unter- belegter HH |
Schweiz | 6.4 | 43.1 |
Deutschland | 10.3 | 35.3 |
Österreich | 14.1 | 31.5 |
Ungarn | 19.0 | 24.5 |
Bei der durchschnittlichen Zimmerzahl pro Person als Indikator für die Wohnsituation liegen Deutschland und die Schweiz mit 1.8 Räumen pro Person vor Österreich (1.6) und Ungarn (1.5). Die Anzahl Personen pro Haushalt ist allerdings in Ungarn mit 2.3 Personen pro Haushalt am höchsten, gefolgt von Österreich und der Schweiz (2.2) sowie Deutschland (2.0).
Das bedeutet in Ungarn leben mehr Personen in weniger Zimmern pro Haushalt. Dies kann sowohl auf die unterschiedliche Vermögensverteilung als auch auf familiäre Wohnstrukturen mit nicht selten Mehrgenerationen zurückgeführt werden.
Dies wird untermauert mit der Tatsache, dass in Ungarn im Vergleich mit Deutschland, Österreich und der Schweiz die Höchste Quote existiert für Personen, die in einem überfüllten Haushalt leben.2
Zwar ist die Quote in Ungarn seit 2010 sehr stark gefallen von 47.2 % auf 19%, somit wesentlich stärker als in Ländern wir Rumänien, Bulgarien oder Lettland, wo der Wert weiter um die 40% beträgt, ist aber im Vergleich zu den deutschsprachigen Ländern immer noch höher.
In Österreich und Deutschland sind die Raten leicht gestiegen: Österreich von 12.0 auf 14.1 %, Deutschland 7.1 auf 10.3% während in der Schweiz der Anteil nahezu konstant bei etwas über 6% verharrte.
Wenn sich der Trend der sich stetigen Verbesserung der Wohnsituation in Ungarn an einem Indikator ablesen lässt, dann am Anteil der unterbelegten Haushalte.3 Der ist in Ungarn seit 2017 von 9.1% auf 24.5% in 2020 nach oben geschnellt. In Deutschland sank er zwischen 2010 und 2020 von 36.3% auf 35.3%, in Österreich von 37.3% auf 31.5% und in der Schweiz von einem hohen Niveau von 49.1% in 2012 auf 43.1%.
Das mag zum einen an den mit der Hausbauförderung verbundenen Auszügen von jungen Familien aus bestehenden Strukturen zusammen hängen, aber auch mit dem ungebrochenen Trend zu Ferienhäusern am Balaton oder auf dem Land, um dem städtischen Trubel zu entgehen. Viele dieser Ferienhäuser stehen für weite Teile des Jahres leer.
Sowohl die drastische Reduktion überbelegten Wohnraums als auch der Anstieg unterbelegten Wohnraums kann als ein Resultat einer entsprechenden Familienpolitik inklusive staatlicher Wohnraumförderung für junge Familien in Ungarn betrachtet werden. Nachdenklich stimmt die gegenläufige Entwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei der Entwicklung der Wohnsituation, welche sich im 10 Jahreszeitraum verschlechtert hat.
1 Quelle für das Zahlenmaterial im Beitrag ist ausschliesslich Eurostat, Housing in Europe, 2021 interactive edition
https://ec.europa.eu/eurostat/cache/digpub/housing/index.html?lang=en
2 Definition für überfüllten Wohnraum von Eurostat: Eine Person wird als in einem überfüllten Haushalt lebend angesehen, wenn der Haushalt nicht über eine Mindestanzahl von Zimmern verfügt, die entspricht:
- ein Zimmer für den Haushalt;
- ein Zimmer pro Paar im Haushalt;
- ein Zimmer für jede einzelne Person ab 18 Jahren;
- ein Zimmer pro Paar gleichgeschlechtlicher Alleinstehender zwischen 12 und 17 Jahren;
- ein Zimmer für jede einzelne Person zwischen 12 und 17 Jahren, die nicht in der vorherigen Kategorie enthalten ist;
- ein Zimmer pro Paar Kinder unter 12 Jahren.
3 Definition für unterbelegten Wohnraum von Eurostat: Wohnraum, der als zu groß für die Bedürfnisse des darin lebenden Haushalts angesehen wird, was überschüssige Räume und insbesondere Schlafzimmer betrifft. Die klassische Ursache für Unterbelegung sind ältere Personen oder Paare, die in ihrer Wohnung bleiben, nachdem ihre Kinder erwachsen und ausgezogen sind.
- Für statistische Zwecke gilt eine Wohnung als unterbelegt, wenn der darin lebende Haushalt über mehr als die als angemessen erachtete Mindestanzahl an Räumen verfügt, die gleich sind wie:
- ein Zimmer für den Haushalt;
- ein Zimmer pro Paar im Haushalt;
- ein Zimmer für jede einzelne Person ab 18 Jahren;
- ein Zimmer pro Paar gleichgeschlechtlicher Alleinstehender zwischen 12 und 17 Jahren;
- ein Zimmer für jede einzelne Person zwischen 12 und 17 Jahren, die nicht in der vorherigen Kategorie enthalten ist;
- ein Zimmer pro Paar Kinder unter 12 Jahren.
- ein Zimmer für den Haushalt;
- ein Zimmer pro Paar im Haushalt;
- ein Zimmer für jede einzelne Person ab 18 Jahren;
- ein Zimmer pro Paar gleichgeschlechtlicher Alleinstehender zwischen 12 und 17 Jahren;
- ein Zimmer für jede einzelne Person zwischen 12 und 17 Jahren, die nicht in der vorherigen Kategorie enthalten ist;
- ein Zimmer pro Paar Kinder unter 12 Jahren.
3 Definition für unterbelegten Wohnraum von Eurostat: Wohnraum, der als zu groß für die Bedürfnisse des darin lebenden Haushalts angesehen wird, was überschüssige Räume und insbesondere Schlafzimmer betrifft. Die klassische Ursache für Unterbelegung sind ältere Personen oder Paare, die in ihrer Wohnung bleiben, nachdem ihre Kinder erwachsen und ausgezogen sind.
- Für statistische Zwecke gilt eine Wohnung als unterbelegt, wenn der darin lebende Haushalt über mehr als die als angemessen erachtete Mindestanzahl an Räumen verfügt, die gleich sind wie:
- ein Zimmer für den Haushalt;
- ein Zimmer pro Paar im Haushalt;
- ein Zimmer für jede einzelne Person ab 18 Jahren;
- ein Zimmer pro Paar gleichgeschlechtlicher Alleinstehender zwischen 12 und 17 Jahren;
- ein Zimmer für jede einzelne Person zwischen 12 und 17 Jahren, die nicht in der vorherigen Kategorie enthalten ist;
- ein Zimmer pro Paar Kinder unter 12 Jahren.
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